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Lichtjahre voraus

Blog über einen “Besuch bei Soyana” vom September 2017,
Bericht von Mina Tümer auf https://soserde.blogspot.com
LICHTJAHRE VORAUS!
Wie fängt man einen Artikel an, in dem es um die Zukunft in der Gegenwart geht? Ich kann doch nicht einfach schreiben “Seit 35 Jahren ist die Firma Soyana weltweit ein Pionier in Sachen vegane Alternativen zu Fleisch”. Das wäre zu einfach. Soyana ist mehr als nur eine Firma – und Veganismus ist heutzutage in den Augen der Normalbürger eine Art von Ernährungsextremismus, der besonders männliche Fleischfresser in Rage bringt. Seit bekannt ist, dass der Verzehr tierischer ProdukteZivilisationskrankheiten auslösen kann, steigt die Zahl der Vegetarier und Veganer. Der Verzicht auf Fleisch ist jedermanns private, individuelle Entscheidung. Die Nachfrage nach Bioprodukten ist trotz eingefleischter Ernährungsgewohnheiten enorm gestiegen. 
 
Soyana ist seit über drei Jahrzehnten eine Pionierin für vegane Lebensmittel. Anlässlich des 35-Jahr-Jubiläums der Soyana macht Firmenchef A.W. Dänzer in diesem Jahr persönlich jeden Monat eine Führung durch die Produktionsstätte in Schlieren bei Zürich. Jeder kann sich dort anmelden. 
 
Kurz stellt Dänzer sich vor, während ein Kochteam beginnt, das fulminante Buffet vorzubereiten. Was dem Firmengründer am wichtigsten ist, setzt er an den Anfang der Führung, nämlich Stille, Meditation und Achtsamkeit. Drei Musikerinnen im Sari betreten den Saal und geben ein zartes Konzert mit Gesang, Geige, Erhu (chinesische Laute, die mit Bogen gespielt wird) und Harmonium. Alle Stücke sind Kompositionen von Sri Chinmoy. Mehrere Bilder und Malereien von Sri Chinmoy, einem spirituellen Führer aus Indien, zieren die Wände der ungewöhnlichen Fabrik. 
 
Die 40 MitarbeiterInnen von Soyana sind alle daran interessiert, an sich zu arbeiten und nicht “nur” zu arbeiten. Nur mit einer posi-tiven Grundstimmung kann man energetisch wertvollere Lebensmittel herstellen. Von dieser Einstellung könnten sich einige Betriebe eine Scheibe abschneiden. Doch genau dies wurde der Soyana im Laufe der Jahrzehnte leider immer wieder zum Hindernis.
hrend der Begehung der Produktionshallen Kostproben aus seinem grossen Fundus von Erlebnissen mit Kunden, die im Lauf der Jahre zu Sponsoren, Teilhabern und Freunden wurden. Er nennt sie “unsere guten Engel”. Alles ist hier familiär. 
 
Auch warum er auf die Zusammenarbeit mit den Schweizer Grossverteilern Migros und Coop verzichten muss, wird ausführlich erklärt. Vor vielen Jahren, als Tofu noch ein Fremdwort
war, batMigros Dänzer um eine Offerte für Tofu. Weil der Preis für Migros zu hoch ausfiel, liess der damalige Migros-Chef durchblicken, dass er an einer Zusammenarbeit mit Soyana kaum interessiert war. Vielmehr wies er in Gegenwart von Dänzer einen Mitarbeiter an, genau dieses Tofu selbst im eigenen Betrieb in Estavayer herzustellen. Das Migros-Tofu war, wenn man den Gerüchten glauben soll, eine schwere Geburt. Doch es gelang am Ende. Und in der Kundenzeitung “Der Brückenbauer” wurde das neue Produkt in einem grossen Artikel vorgestellt. Dänzer bekam Post von Freunden aus Zürich, die ebendiesen doppel-seitigen Artikel aus der Zeitung herausgerissen hatten. Er traute seinen Augen nicht. Denn der Text war eins zu eins aus Dänzers Tofu-Buch “Tofu – die Einladung ins Schlaraffenland” übernommen worden – ohne Quellenangabe und ohne Autor. Und sogar das Etikett des Migros-Tofus sah sehr ähnlich aus wie dasjenige vom Soyana-Bio-Tofu. 

Dänzer kontaktierte die Migros und wurde darauf in die Teppichetage des Migros-Chefs herzitiert.
Knallhart und trotz handfester Beweise wies der Mann den Textdiebstahl von sich. Dänzer berliess ihn sich selbst und machte weiter.
 
Als junger Hippie-Akademiker schrieb A.W. Dänzer in den 70er-Jahren an der Uni Zürich eine Doktorarbeit über eine neue Agrarpolitik zur Unterstützung des Biolandbaus, die trotz interdisziplinärer Zusammenarbeit mit einem Agronomen, einer Psychologin und einem Soziologen als unwissenschaftlich abgeschmettert wurde. Damals – und auch heute – sah die Schweizer Biolandbau-Bewegung die Arbeit mit natürlichen Methoden und den Verzicht auf Kunstdünger und Pestizide als Lösung für die Erhaltung einer guten Bodenfruchtbarkeit und die Erzeugung von gesunden Lebensmitteln. Wenn man genau hinsieht, kam der zündende Funke für die heute anerkannte biologische Landwirtschaft aus der kleinen Schweiz. Man wollte wegen negativer Erfahrungen mit Kunstdünger und Pestiziden zurückkehren zu einer Harmonie mit der Natur, um die Böden und natürlichen Kreisläufe wiederherzustellen. Die Reformbewegung nahm Gestalt an und Reformhäuser schossen in der Schweiz, in Deutschland und ganz Europa wie Pilze aus dem Boden.
 
Heute gibt es in der Schweiz und in Deutschland noch viele unabhängige Reformhäuser und Bioläden. Aber grosse Ketten  bedrohen inzwischen die PioniereDie inhabergeführten Bioläden kämpfen um ihre Existenz, während Alnatura und die Grossverteiler um jeden Preis auf den Bio-Siegeszug aufspringen. Die Grossen, das sind in der Schweiz Migros und Coop, Aldi, Lidl und neu auch Alnatura aus Deutschland.


Auch in Deutschland purzeln die Preise mit den grossen Ketten, die solche Produkte zum Discounterpreis verscherbeln. Womit auch die Löhne der Biobauern weiter sinken. Es gibt in der Schweizer Landwirtschaft keinen garantierten Mindestlohn.
Viele Betriebe versuchen nun den Kontakt zu Konsumenten zu vertiefen, um eine nachhaltige, gemeinschaftliche und regionale Produktion voranzutreiben – unter aktiver und finanzieller Mitbeteiligung der Konsumenten. Die solidarische Landwirtschaft ist ein solcher Ansatz.
Vor 35 Jahren (ca.) experimentierte der junge Walter Dänzer in erster Linie mit Bio-Soja. Er war vor allem an veganen Alternativen zu Fleisch interessiert. Zuerst kam das Tofu, das in der Schweiz hergestellt wurde. Und 1985 brachte Soyana eine Weltneuheit, die heute eine Selbstverständlichkeit ist: Sojajoghurt. Heute ist die Produktepalette von Soyana enorm breit undunglaublich lecker. Es gibt genug Gründe, auf Fleisch zu verzichten. Die Erkenntnisse über die Nachteile des Milch- und Fleischkonsums scheinen aber bei vielen KonsumentInnen noch auf taube Ohren zu stossen. Auf einer Chinareise mit seinem spirituellen Ziehvater Sri Chinmoy stellte Dänzer erschrocken fest, dass die Volksrepublik den Konsum von Milch und Fleisch ankurbelt, obwohl die China Study  von T. Colin Campbell im Auftrag der Oxford University und der chinesischen Regierung explizit vor Milchprodukten warnt, da der Konsum in direktem Zusammenhang mit der Ausbreitung von Krebserkrankungen steht. In der Studie stellte sich heraus, dass vor allem reiche Menschen, die sich tierische Produkte leisten konnten, an Krebs erkrankten.
 
Die grösste je durchgeführte Ernährungsstudie der Welt entdeckte, dass Brustkrebserkrankungen in direktem Zusammenhang mit dem Konsum von Kuhmilch stehenDas liegt daran, dass Kühe auch während einer Schwangerschaft Milch geben. Zu diesem Zweck werden die Kühe bereits 6 Wochen nach der Geburt eines Kalbes wieder künstlich besamt. Und nun hat die Kuh eine Doppelfunktion: Sie gibt die Milch für ihr Kalb, muss aber gleichzeitig den Fötus ernähren, für den der Organismus der Kuh natürlicherweise  das Hormon IGF2 ins Blut ausschüttet, das im Fötus für eine häufige Zellteilung sorgtDa die Euter der Kuh einen Liter Milch aus 500 Liter Blut bildet, findet sich das für den Fötus bestimmte Hormon IGF2 natürlich auch in der Milch. So kommt es, dass eine Frau, die Kuhmilch trinkt, ebendieses Zellteilungshormon aufnimmt. Dies kann sich nun sowohl auf Männer als auch Frauen auswirken und verschiedene Krebsarten auslösen. Auch dass Kinder immer sehr viel früher geschlechtsreif werden, lässt sich auf Milchkonsum und andere tierische Eiweisse zurückführen. Mehr dazu hier.
Um  die Qualität seiner eigenen Lebensmittel verbessern zu können, gründete nzer mit seinem Team ein eigenes Labor, das Lifevision Lab, und machte  mikroskopische Aufnahmen von den Soyana-Lebensmitteln, um zu lernen, welche Einflüsse die beste Lebensenergie in Lebensmitteln bewirken. So entdeckte er auch den Einfluss der landwirtschaftlichen Anbaumethode und hat damit zum ersten Mal in der Weltgeschichte einen sichtbaren Beweis für die Qualität von Biogemüsen, Biofrüchten und Biogetreiden geliefert. 

Sein Buch wurde ein Bestseller: “Die unsichtbare Kraft in Lebensmitteln – Bio und Nichtbio im Vergleich” erschien Oktober 2014 in seinem eigenen Verlag Bewusstes Dasein. Der Preis ist absichtlich niedrig gehalten, damit jeder es sich leisten kann. Die Bilder sind ein Triumph für den Biolandbau und ein Schlag ins Gesicht der konventionellen Landwirtschaft. Die Einblicke mit 750 Fotos in das Wesen von 50 alltäglichen Lebensmitteln sowohl in Bio- wie in Nichtbio-Qualität lassen die Herzen von Bio-Konsumenten höher schlagen.

Diese und andere Informationen sind der Bevölkerung jetzt mit diesem Buch sehr leicht zu vermitteln. Auch die Vorteile von Biogemüse sind jetzt offensichtlich und für jeden Menschen sichtbarBei den Ämtern hat A.W. Dänzer immer wieder Versuche unternommen, hier eine Korrektur anzubringen. Doch er stiess auf Ignoranz und Unwillen bzw. bürokratische “Hürden”. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit hatte beispielsweise überhaupt keine Verwendung für sein letztes Buch als Basis Bevölkerungsaufklärung und ein dazugehöriges Forschungsprojekt. Das bedauert Dänzer, aber mit seinem Buch können sich alle, die essen und trinken, jetzt selber ein Urteil bilden. 

Der Konsument hat die freie Wahl. Du bist frei – und deine Wahl bestimmt, was produziert wird. Wenn dir dein Einfluss bewusst wird, dann werden deine täglichen Kauf- und Konsumentscheidungen sehr wichtig. So steuerst du die Wirtschaft! Du hast die Macht. Statt Globalisierung empfehle ich jedem die Suche nach Alternativen in der Region, Engagement und Unterstützung regionaler Produzenten.
 
Das Buffet am Ende dieser lehrreichen und aussergewöhnlichen Betriebsführung muss erwähnt werden. Mein grosser Favorit war der Kartoffelsalat mit “Mandonaise”, einer veganen Majonnaise, und “Dinki”, einer Wurst-Alternative aus Biodinkel.
 
Veganer brauchen keinen Fleischersatz, aber guter Geschmack ist immer willkommen. Das “Choco-Mousse” aus der neuen Linie “Soyananda” steht bei mir auf Platz eins und ist im Nu aufgegessen. 

Sehr beliebt in Reformhäusern sind Dinkelgeschnetzeltes, Tofu-Burger “Sprossen” und Dinki-Aufschnitt, der früher unter dem Markennamen Peace verkauft wurde. 

Von Peace hält Coop brigens wenig. Als Soyana in den 90er-Jahren den Coop noch mit Tofu belieferte – und eine dieser Tofu-Lieferungen neben dem üblichen Verfallsdatum mit einer zusätzlichen Kurzinfo versehen wurde für eine Friedensmeditation iHallenstadion in Zürich (freier Eintritt), fand die Partnerschaft ein jähes Ende. Dies war nicht erwünscht. Träume und Visionen von einer Welt des Friedens sind Tabu in der Marktwirtschaft. So kommt es, dass die Soyana-Lebensmittel ausschliesslich im Bioladen zu finden sind, wo man den ganzen Menschen annimmt und viele kleine Firmen noch ein Auskommen finden. A.W. Dänzer steht klar zum Biofachhandel und sagt: “Bioläden sind wie ein Biotop in unserer Gesellschaft, das für uns viel wichtiger ist, als wir denken: Sie sind für die ganze Gesellschaft lebenswichtig, weil dort ein ganzheitlicher Wertewandel gelebt wird.”