Wissenschaftliche Hintergrundinformationen zu Kombucha
Report
Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 15, 321–323 (2003). © Verlag für GanzheitsMedizin, Basel. www.ganzheitsmedizin.ch
Stefan R. Becker
Kombucha
Natürliche Kraft aus dem Schatz fernöstlicher Erfahrung
Kombucha ist ein fermentiertes Teegetränk und wurde als Volks- und Heilmittel aus der asiatischen Lebenslehre Zen überliefert. Kombucha wird wegen seiner positiven Wirkung auf die Gesundheit seit Jahrtausenden in vielen Teilen der Welt geschätzt. Das Naturprodukt wird durch natürliche Gärung gewonnen. Auf einer Nährlösung aus Schwarz-, Grün- oder Kräutertee wandelt ein Mikroorganismen-Komplex aus Hefepilzen und Bakterien – umgangssprachlich «Kombuchapilz» genannt – den zugefügten Zucker im Verlauf der Gärung um und erzeugt dabei eine Vielzahl gesundheitsfördernder Wirkstoffe [1,2,3,5], die in die Nährlösung abgegeben werden: Enzyme z.B. verbessern die Darmfunktion, Laktobazillen fördern die natürliche Balance der Darmflora und unterstützen so die körpereigenen Abwehrkräfte. Der hohe Gehalt an Hefen unterstützt zudem die physiologischen Prozesse der Haut [3,4].
etwa bei chronischen Magenleiden zu. Die asiatische Lebenslehre Zen vertraute auf die entschlackende Wirkung des vergorenen Teegetränks, um Reinheit und Gleichklang von Körper und Seele zu erreichen. Die chinesische
Tradition schliesslich sah in Kombucha sogar einen Weg zur «Unsterblichkeit» und verstand darunter ein langes, gesundes Leben voll Vitalität und Wohlbefinden bis ins hohe Alter.
Herkunft und Geschichte
Die Medizingeschichte berichtet von einem koreanischen Wanderarzt namens KOMBU, der 414 nach Christus den japanischen Kaiser INKYO von einem chronischen Magenleiden (Gastritis) heilte. Der erfolgreich heilende Trank, den er für die Behandlung des Monarchen braute, trägt seither seinen Namen: Kombucha bedeutet nichts anderes als «Tee des Kombu» [5].
Über Japan, Indien und Russland verbreitete sich das Gesundheitselixier rasch und galt bis zum zweiten Weltkrieg in ganz Osteuropa in nahezu jedem Haushalt als gängige Vo l k smedizin bei Stoffwechselkrankheiten und zur Regelung der Darmtätigkeit. Während des Krieges geriet das gesundheitsstärkende Teegetränk in Vergessenheit, da die notwendigen Zutaten viele rorts Mangelware wurden. Bereits in den 60er Jahren bot man den
In den letzten Jahren berichteten re nommierte Nachrichtenmagazine über einen wahren «Kombucha-Kult» an der amerikanischen Westküste. Man zeigte sich überzeugt von der positiven Wirkung des aus dem Teepilz gewonnenen Getränks auf Wohlbefinden, Aussehen und Gesundheit. Diesseits des Ozeans entwickelte der Tiroler Heilpraktiker FERDINAND STOCK eine auf Kräutertee basierende Herstellungsmethode für eine naturbelassene, industrielle Herstellung von Kombucha.
Herstellungsverfahren
Die Herstellung von Kombucha beruht auf einem seit Jahrtausenden genutzten Verfahren. Man siedelt eine einzigartige natürliche Symbiose aus Hefekulturen und Milchsäurebakterien auf einer Basis aus Schwarz-, Grün- oder Kräutertee an. Gärungsprozesse verarbeiten den beigegebenen Zucker und setzen im Verlauf mehrerer Tage wertvolle Stoffwechselprodukte der zugesetzten Mikroorganismen frei [1,2,6], welche die besonderen Wirkungen des Getränks ausmachen.
Inhaltsstoffe und Wirkungen
Das vergorene Teegetränk (in einem Milliliter Kombucha finden sich rund 10 Millionen vorwiegend junge, vitale Hefezellen) enthält nach der Fermentation zahlreiche, für den Organismus biologisch wertvolle Inhaltsstoffe: Organische Säuren wie Glukuronsäure, rechtsdrehende Milchsäure und Essigsäure,
Polysaccharide sowie Enzyme, Vitamine und Mineralstoffe [3]. Die in Kombucha reich enthaltene rechtsdrehende Milchsäure z.B. unterstützt im Darmbereich zahlreiche physiologische Prozesse. Sie fördert die Durchblutung, aktiviert den Leberstoffwechsel und regt die Verdauung an. Sie schützt das Verdauungssystem
Vitamine, Mineralstoffe, essenzielle Aminosäuren und Enzyme haben einen positiven Einfluss auf den Hautstoffwechsel, wirken stimulierend auf das Immunsystem [7] und helfen dem Körper bei Wachstum und Aufbau zum Beispiel von Knochen und Zähnen [3].
Immunsystem, Darm und Haut
Die generelle Stimulation des Immunsystems durch Kombucha zeigt sich z.B. an der Aktivierung des Interleukin-2-Systems sowie einer regulierenden Wirkung auf das Blutbild bei Patienten mit Lymphozytose oder Lymphopenie [13]. Die in Kombucha enthaltenen Laktobazillen unterstützen die Abwehrkräfte des darmeigenen Immunsystems, das artfremde Mikro organismen, aber auch darmpathogene Viren abwehrt [9]. Die Immunstimulation kann antiinfektiöse Wirkungen haben und zum Beispiel verhindern, dass Pilzinfektionen wiederholt auftreten. Auch die Tatsache, dass die Einnahme von Hefepräparaten Hauterkrankungen wie etwa Akne
lindert, wird auf diesen Wirkungsmechanismus zurückgeführt [10].
Die Ursache vieler Hautprobleme liegt sehr oft in einem gestörten Stoffwechsel, einer schlecht funktionierenden Verdauung und einer instabilen Darmflora. Ist das Gleichgewicht der Darmflora gestört, kann der Stoffaustausch mit dem Organismus über die Darmschleimhaut nicht mehr
Gesundes Wohlbefinden ohne Nebenwirkungen
Im asiatischen Raum trinkt man das Gärgetränk Kombucha seit mehr als 2’000 Jahren, um Körper und Seele zu reinigen sowie Wohlbefinden, Gesundheit und Schönheit zu steigern. Schrieb man dem Tee im Altertum wahre Wunderdinge zu, kann man heute die Wirkung seiner Inhaltsstoffe auf den Organismus konkreter einschätzen (Tab. 1). Heute weiss man, dass die Wirkstoffe dieses Teegetränks
- die Darmfunktionen fördern,
- die Darmflora aufbauen und regulieren,
- die Abwehrkräfte des körpereigenen Immunsystems stärken und mobilisieren,
- die Hautphysiologie verbessern,
- den Stoffwechsel regulieren und den gesamten Organismus vitalisieren,
- den Organismus entgiften und ent- schlacken [2,4].
Bislang sind keine schädlichen Nebenwirkungen des Teegetränks festgestellt worden, es wird im allgemeinen sehr gut vertragen [3]. Kombucha sollte vorbeugend mit einer gewissen Regel- mässigkeit, jedoch nicht in Unmengen, getrunken werden. Als allgemeine Dosierung werden etwa 3/8 Liter über den Tag verteilt empfohlen [1]. Auch Diabetiker können Kombucha unbedenklich trinken. Zwar wird zum Ansetzen des Teegetränks weisser Zucker verwendet, da der Pilz diesen zum Wachsen benötigt. Zu Beginn des Gärprozesses wird der weisse Zucker in Glucose und Fructose gespalten. Glucose vergärt leicht und schnell, so dass als
Kinder und Personen, die auf Schwarz- oder Grüntee mit Herzklop- fen reagieren, verwenden Kombucha auf Kräuter- oder Früchteteebasis. Unreinheiten der Haut, die bisweilen nach dem ersten Kombuchakonsum auftreten (natürliche Entgiftung über die Haut), klingen meist nach kurzer Zeit wieder ab. Auch ein verstärkter Harndrang weist darauf hin, dass der Körper vermehrt überflüssige Stoff- wechselprodukte ausscheidet [3].
Resümee
Als natürliche Nahrungsergänzung kann Kombucha einen Beitrag zu Gesundheit und allgemeinem Wohlbefinden leisten. Kombucha wird auch bei verschiedenen gesundheitlichen Störungen lindernd und die Therapie unterstützend eingesetzt, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.
Literatur
- Cavelius Andrea A, Frohn B, Natürlich heil e n mit Kombucha, München 1997, 3. Auflage.
- Ehring A, Kombucha ABC Heilanwendungen, München, 1997, 1. Auflage.
- Hessmann-Kosaris A, Natürlich gesund mit Kombucha, Augsburg, 1999.
- Asbach-Hoppe B, Ulmer Günther A, Gesund- heits-Elixier Kombucha, Tuningen, o.J.
- Golz H, Kombucha – Ein altes Teeheilmittel bringt neue Gesundheit, München, 1996, 6. Auflage.
- Fasching R: Teepilz Kombucha, Steyr, 1997,24. Auflage.
- Perdigon G, Alvarez S, Rachid M et al., Immu- ne system stimulation by probiotics, J Dairy Sci 1995; 78: 1597–1606
- Harnisch G, Kombucha – geballte Heilkraft aus der Natur, Bietigheim-Bissingen, 1996, 3. Auflage.
- Maestroni GJ, Losa GA. Clinical and immuno- biological effects of an orally administered bacterial extract. Int. J. Immunopharmacol 1984, S. 111–117.
- Weber G, Adamczyk A, Freytag S, Behandlung der Akne mit einem Hefepräparat. Fortschr Med 1989;26: 563–566
- Zerbst M (Hg.), Der Brockhaus. Ernährung, Mannheim, 2001.
- Buslau S-J, Hembd C, Kombucha – Der Tee mit grosser Heilkraft, München, 1997, 2. Auflage.
- Rimpler M, Kombucha – Erfrischungsgetränk oder Pharmakon? Gesundes Leben 2003; 3: 24–25.
Anschrift des Autors:
Dr. Stefan R. Becker
Verlag für GanzheitsMedizin
Peter Merian-Strasse 58, CH-4002 Basel
Inhaltsstoff | Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden |
Organische Säuren | |
Glukuronsäure |
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Essigsäure |
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Rechtsdrehende Milchsäure |
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Essigsäure, Glukonsäure |
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Usninsäure |
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Enzyme |
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Polysaccharide |
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Vitale Hefen (ca. 10 Millionen Hefezellen pro ml) |
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Vitamine Vitamine B1, B2, B3, B6 und B12 |
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Vitamin C |
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Vitamine D, E und K |
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Biotin |
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Folsäure |
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Mineralien Eisen |
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Kalium |
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Kalzium |
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Kupfer |
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Magnesium |
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Mangan |
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Natrium |
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Zink |
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