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Vegane Ernährung: Ihre wissenschaftliche Begründung

Liebe Freunde von Soyana                                               Januar 2018

Als ich im Frühling 1981 unseren KundInnen die erste Fleischalternative der Schweiz angeboten habe, hatte ich bereits 10 Jahre vorher auf Grund eines Schlüsselerlebnisses aufgehört, Fleisch zu essen.

Ich hatte beim Besuch eines Bauern miterlebt, wie das eben geborene Kalb von der Mutter weggenommen wurde und wie diese herzzerreissend nach ihrem Kind schrie. Ich fragte den Bauern, ob das denn wirklich sein müsse, und er antwortete mir, dass er das ja wegen uns machen müsse, “weil Ihr wollt ja die Milch und das Fleisch!” Ich wurde mir dadurch bewusst, dass es meine Nachfrage war, die die Landwirte motivierte, das Nötige zu tun, damit die Nachfrage befriedigt werden konnte. Ich erlebte persönlich das tiefe Leid dieser hochentwickelten Säugetiere und erkannte, dass hier eigentlich ein Kinderraub stattfand, gegen den sich mein ganzes Empfinden auflehnte. (Damals wusste ich auch noch nicht, dass das Kalb speziell wegen der Milchproduktion sofort der Mutter weggenommen wurde, und dass es für die Fleischproduktion als Variante auch noch die sog. “Ammenkuhhaltung” gibt, bei der das Kalb bis zur Schlachtung bei der Kuh bleiben kann, was dem Bauern weniger Arbeit verursacht.) Ich konnte zwar nichts gegen den Kinderraub unternehmen, weil das offensichtlich ein gesellschaftlich und gesetzlich akzeptiertes Verhalten war, aber ich konnte dafür sorgen, dass ich selber keine Ursache mehr darstellte. Ich begriff den Zusammenhang mit meiner persönlichen Nachfrage und dass ich die Freiheit hatte, meine Nachfrage diesem Prozess zu entziehen. Ich wollte für den Kinderraub nicht mehr verantwortlich sein. Also beschloss ich an diesem Abend, nie mehr Fleisch zu essen. Seit diesem Tag im Frühling 1971 bin ich Vegetarier und habe mich dann am nächsten Morgen gefragt, was ich denn jetzt essen soll. Ich wurde dann ein “Pudding-Vegetarier”, konsumierte also entsprechend mehr Milchprodukte. Es dauerte viele Jahre, bis ich den Zusammenhang mit der Milch ebenfalls klar durchschaute und nach und nach meinen Konsum von Milchprodukten abbaute. Ich erkannte auch, dass ich ja wohl nicht der einzige war, der auf diesem Weg war und ein Bedürfnis nach Alternativen zu Fleisch und Milchprodukten hatte. Meine Einsicht, dass ich lediglich ein Vorreiter einer universellen menschlichen Entwicklung war, führte ganz logisch zur Gründung meiner Firma Soyana, die ich 1980 vorbereitete und am 10. März 1981 ins Zürcher Handelsregister eintrug.

Ich erkannte erst später, dass mein Motiv zur Ernährungsumstellung ethisch bedingt war, und dass es auch gesundheitliche, religiöse, spirituelle und ökologische Motive gibt, die ebenso bedeutend sind und zusammengenommen für bewusste Menschen eine neue Architektur für eine zukünftige Welt ergeben, mit der wir uns als Menschheit in Harmonie mit der Natur auf der Erde einrichten wollen. In unserer Werbung haben wir darum schon in den 80er Jahren ganzheitlich von “Soyana-Lebensmittel – bio und pflanzlich für das Wohl von Mensch, Tier und Umwelt” gesprochen.

Bis vor wenigen Jahren wurde die gesundheitliche Argumentation von institutioneller Seite noch erschwert, indem z.B. nur wenig Ärzten bekannt war, dass Fleisch- und Milchkonsum viele Krankheiten begünstigen kann und folglich von den Ämtern nicht anerkannt wurde, dass eine pflanzliche Ernährung überhaupt gesund sein könne.

Auch heute sind Behinderungen und Vorurteile gegenüber einer pflanzlichen Ernährung noch an vielen Orten gegenwärtig. Inzwischen sind aber die wissenschaftlichen Aussagen über den Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit glücklicherweise erstaunlich klar geworden – wenn man die richtigen Forscher kennt.

Es freut mich, den LeserInnen hier eine Orientierung anbieten zu können, die sehr gut zu unserer eigenen Entwicklung passt. Dank einigen ausserordentlichen Forschern und ihren epochalen Studien stehen uns eindeutige, wissenschaftlich erarbeitete Aussagen über gesunde Ernährung für grosse Teile der Menschheit zur Verfügung, die seit den 1970er Jahren erarbeitet und in den weltweit grössten Feldstudien bestätigt wurden. Die beiden Ärzte und Ernährungsforscher Dr. Colin Campbell (geboren 1934) und Dr. Caldwell Esselstyn (geboren 1933) sind Forscher, die in den USA, einem Land mit der vielleicht extremsten Gesundheitskrise ernährungsbasierte Lösungen entdeckt und bekannt gemacht und damit die Idee von Hippokrates von einer ernährungsbasierten Medizin wieder aufgegriffen haben. Sie sind dabei, ihr in unserer Zeit zum Durchbruch zu verhelfen:

„Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel, und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“
– Hippokrates

“Führe ein gesundes Leben, und du wirst kaum erkranken, es sei denn durch einen Unfall oder in einer Epidemie. Wirst du krank, so gewährt dir die richtige Ernährungsweise die beste Möglichkeit, wieder gesund zu werden.”
– Hippokrates

Wir können nicht genug dafür danken, dass diese Forscher mit ihrem Lebenswerk eine völlig neue Ernährungs-Situation geschaffen haben. Sie sind heute bereits Legenden, da sie durch die Medien und die intensive Ernährungsdiskussion in den USA weltweit bekannt geworden sind. Wer sie und ihre Ergebnisse nicht kennt, muss sich in informierten Kreisen wahrscheinlich den Vorwurf gefallen lassen, nicht auf dem neuesten Stand zu sein.

Die neuere amerikanische Entwicklung reiht sich auch harmonisch ein in die europäische und vor allem schweizerische und deutsche Entwicklung der Ernährungsforschung mit grossen Ärzten und Ernährungsforschern wie Dr. Maximilian Bircher Benner (1867-1939), Prof. Werner Kollath (1892-1970), Dr. Max Otto Bruker (1909-2001), Dr. Claus Leitzmann (geboren 1933, seit 1995 in Ruhestand), Dr. Karl von Koerber (geboren 1955, zurzeit Lehrbeauftragter für Ernährungsökologie an der Technischen Universität München/Weihenstephan) und Thomas Männle (geboren 1953) und ihren Lösungen mit Begriffen wie Vollwertkost und Vollwert-Ernährung, die dem Begriff der “Whole foods plant-based diet” von Dr. Colin Campbell in vielen Aspekten ähnlich sind.

Der Arzt Dr. Rüdiger Dahlke (geboren 1951) hat zur Entwicklung einer ganzheitlichen Sicht der veganen Ernährung und ihrer gesundheitlichen Auswirkungen mit seinem Buch “Peace Food” und Vorträgen beigetragen. Seine Lösung unter dem Begriff pflanzlich-vollwertige Ernährung ist jener von Dr. Colin Campbell sehr ähnlich.

In diesem grossen Zusammenhang mit der Widmung für eine gesunde Menschheit der Zukunft darf ich Ihnen die folgenden Bücher und den folgenden Film und einige Videos empfehlen, denn hier lernen wir die Grundlage kennen, auf der eine neue Generation von gesundheits- und ernährungsorientierten Wissenschaftlern und Schlüsselpersonen ein weltweites Wirkungsfeld für eine vollwertige pflanzliche Ernährungsweise bearbeitet.

Obwohl ich allen Interessierten empfehlen würde, wegen der Wichtigkeit dieses Themas sich die nötige Zeit zum Studium der unten aufgeführten Dokumente zu nehmen, habe ich für Menschen unter Zeitdruck das Vorwort von Dr. Colin Campbell zur 2006 in England erstmals veröffentlichten Studie “White Lies, The health consequences of consuming cow’s milk” (deutsch: “Weisse Lügen, Die gesundheitlichen Folgen des Kuhmilch-Konsums”) unten angefügt. Darin beschreibt Dr. Campbell kurz und sehr anschaulich seinen Zugang zum Thema und seine Ergebnisse.

Ich wünsche Ihnen eine erleuchtende Lektüre

A.W.Dänzer
Leiter von Soyana und Autor des Buches “Die unsichtbare Kraft in Lebensmitteln, Bio und Nichtbio im Vergleich”

AUSSERORDENTLICHE DOKUMENTE UND BERICHTE DIESER FORSCHER:

The China Study, Prof. Dr. Campbell
China Study: Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise, T. Colin Campbell, 2011 (Buch auf Deutsch)

Der US-amerikanische Mediziner und Ernährungswissenschaftler T. Colin Campbell leitete das China-Cornell-Oxford-Project, eine der größten epidemiologischen Studien über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krankheiten. Seine Forschungsergebnisse gelten heute als wegweisend für Medizin und Politik.
ISBN-13: 978-3864010019

Book in original English:
The China Study: Revised and Expanded Edition
The Most Comprehensive Study of Nutrition Ever Conducted and the Startling Implications for Diet, Weight Loss, and Long-Term Health, von T. Colin Campbell & M.D. Thomas M. Campbell II
(Englisch) Taschenbuch – 27. Dezember 2016
ISBN-13: 978-1941631560

Der Autor in einem klärenden, aktuellen und höchst interessanten Interview:
T. Colin Campbell Interview “The China Study” at Hippocrates Health Institute,

Living Food Films, published on Jun 11, 2014

Resolving the Health Care Crisis: T. Colin Campbell at TEDxEast
Dr. Campbell has spent the last 40 years at the forefront of nutrition research. His major research project the China Project is the largest nutrition study ever conducted. Here he shares his ideas to revolutionize our nation’s health. (USA, which is the model for most Western diets)
Dr. T. Colin Campbell in Ann Wigmore Living Foods Conference

Ann Wigmore LivingFoodsConference in 2013, published on May 17, 2014
In diesem Vortrag geht Dr. Campbell auch auf die Ergebnisse ein, dass in Laborversuchen tierisches Eiweiss Krebs-Wachstum gefördert hat, pflanzliches Eiweiss wie Soya jedoch nicht. In der China-Study konnten diese Befunde dann bei Menschen bestätigt werden.

Auch betont er den ganzheitlichen Ansatz seiner wissenschaftlichen Studien, die viel besser geeignet sind, die Ursache eines Krankheitsgeschehens zu finden als der reduktionistische Ansatz der üblichen wissenschaftlichen Vorgehensweise. In diesem Zusammenhang spricht er davon, dass eine ganze Symphonie von Gründen zu einem bestimmten Geschehen führt, und dass es nicht etwa immer dieselben aktiven Substanzen sind, wie man das annehmen würde.

Film: Forks over Knives / Deutsche Version:
Gabel statt Skalpell – Gesünder leben ohne Fleisch

Erscheinungstermin: 28. September 2012, Produktionsjahr: 2010, Spieldauer: 92 Minuten

36:50 Min. An dieser Stelle im Film beginnt die hoch interessante Geschichte der China Study.
https://www.forksoverknives.com/

 

White Lies
The health consequences of consuming cow
s milk
A scientific report by Dr Justine Butler, VVF Health Campaigner
Forewords by Professor T. Colin Campbell and Professor Jane Plant CBE
Published 2006 by Vegetarian & Vegan Foundation,Top Suite, 8 York Court,Wilder Street, Bristol, BS2 8QH. W: www.vegetarian.org.uk

Second edition February 2014, By: Dr Justine Butler, Senior Health Researcher & Writer, Viva!Health, Edited by: Juliet Gellatley BSc DipDM, Founder & Director, Viva!Health & Viva!, Published by: Viva!, Top Suite, 8 York Court, Wilder Street, Bristol BS2 8QH
W: www.vivahealth.org.uk © Viva! 2014
ISBN 978-0-9571873-3-7
Download PDF for free:
https://cdn.viva.org.uk/wp-content/uploads/2020/03/White-Lies-report-2014.pdf

FOREWORD by Professor T. Colin Campbell (deutsche Übersetzung siehe unten)
to White Lies
The health consequences of consuming cows milk

There is hardly another controversy in health science more contentious than the role of cow’s milk and its products in our daily diet. Some wonder why we would even dare to question whether there are adverse health effects. For them, cow’s milk is Nature’s most perfect food. It builds strong bones and teeth and is a good source of calcium and protein.

Besides, it represents a bucolic side of life where gentle, lowing cows, black and white, roam in lush green pastures. I know this, for I was raised on a family dairy farm, milking cows and walking those green pastures, then combining grain and putting up hay for the winter. I drank the milk, lots of it, and we often made our own ice-cream and butter.

Early in my research career at Massachusetts Institute of Technology and Virginia Tech, I worked to promote better health by eating more meat, milk and eggs, what I believed to be ‘high-quality animal protein’. It was an obvious sequel to my own life on the farm and I was happy to believe that the American diet was the best in the world.

However, later I was the Campus Coordinator at Virginia Tech of a project in the Philippines working with malnourished children.The primary goal of the project was to ensure that the children were getting as much protein as possible.

In this project, however, I observed something quite unusual. Children who ate the highest protein diets – and particularly animal protein – were the ones most likely to get liver cancer. I began to review other reports from around the world that reflected the findings of my research in the Philippines.

Although it was heretical to say that animal protein wasn’t healthy, I started an in-depth study into the role of nutrition in the cause of cancer.

The research project culminated in a 20-year partnership of Cornell University, Oxford University, and the Chinese Academy of Preventive Medicine, a survey of diseases and lifestyle factors in rural China and Taiwan. More commonly known as the China Study, this project eventually produced more than 8,000 statistically significant associations between various dietary factors and disease.

This opportunity arose from a Chinese government survey of cancer mortality rates in 2,400 Chinese counties that showed remarkable concentrations of cancer in certain counties and much less so in others.We then organised an additional and unusually comprehensive and unique survey of diet and lifestyle characteristics that might help to explain these unusual geographic concentrations of cancer. Personally, I was interested in the broad based hypothesis that animal and plant-based foods, as characterised by their nutrient profiles, have opposing effects on the chronic, so-called Western diseases like cancer.

The results from this massive study, when considered in relation to our earlier research and that of others, convinced me that the diet having the broadest range of health benefits is one that is comprised of a variety of whole plant-based foods, but one that is also low in added fat, salt, sugar and highly processed foods. Remarkably, relatively low intakes of animal-based foods (such as dairy products and meat) in rural China were associated with biological conditions that favour the occurrence of the chronic diseases typically found in Western industrialised countries.

Then it was on to discovering how broad might be this dietary effect. My son,Tom, and I turned our attention to the research investigations of others.The published literature of these investigations is unimaginably huge. Moreover, the breadth of the health benefits of a plant-based diet is even far greater than our own research had indicated, with it reducing the risk of additional cancers, various cardiovascular diseases, diabetes (types I and II), multiple autoimmune diseases, osteoporosis, psycho-neural diseases (eg attention deficit disorder, clinical depression, Alzheimer’s, cognitive dysfunction), eye disorders, kidney diseases, skin ailments and obesity amongst others.

Importantly, animal-based foods, as a group, have substantially different nutritional characteristics from plant-based foods and it is these nutritional characteristics, highly integrated at the metabolic level, that are chiefly responsible for the opposing effects of plant and animal-based foods on health and disease. Moreover, these effects involve countless food chemicals and exist throughout the range of consumption of these foods.

Of course, dairy foods have nutritional characteristics and disease associations that are consistent with other animal-based foods. Indeed, if anything, cow’s milk and its products appear to be even more problematic than other animal-based foods.

Unfortunately the scientific literature on the characteristics and associations of dairy with health and disease seem to have been more obscured from public view than is the case for other animal-based foods. For example, research 40-60 years ago had shown that cow’s milk proteins (casein and lactalbumin) markedly elevated blood cholesterol and its parallel formation of atherosclerotic plaques. More recently, much more evidence on the adverse health effects of cow’s milk have accumulated, and much of it has been ably reviewed in this excellent report which is timely, broad in scope and profound in its consistency.

And finally, two other observations need attention. First, it is likely that the adverse dairy effects observed in many studies are underestimated because they have been observed in humans where the dairy-like nutritional effect already has been maximised by other animal-based foods. Second, imprecise measurement of risk factors and outcomes will mathematically attenuate the real effect.

It is not that these various dairy effects are independently proven to be true beyond doubt, any more than tobacco use is independently proven to cause lung cancer and heart disease. Rather, it is the weight and breadth of the evidence, along with its biological plausibility, that should determine the reliability of the evidence. Using these criteria, there is no doubt that this evidence on dairy is sufficient, at a minimum, to question the rather specious claims of health for cow’s milk that have been made by the industry and its supporters and apologists.

I know well that this information deeply troubles many people, as it did me. But, at some point, we must give public voice to these observations and, if necessary, to sponsor discourse that is candid, openly transparent and, as much as possible, free of commercial bias.

T. Colin Campbell, PhD
Jacob Gould Schurman Professor Emeritus of Nutritional Biochemistry
Cornell University, Ithaca, NY
April 2006 & February 2014
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Deutsche Übersetzung
VORWORT von Professor T. Colin Campbell
zu White Lies (Weisse Lügen)
Die gesundheitlichen Folgen des Kuhmilch-Konsums

Kaum eine andere Kontroverse in der Gesundheitswissenschaft ist umstrittener als die Rolle von Kuhmilch und ihren Produkten in unserer täglichen Ernährung. Manche wundern sich, warum wir uns überhaupt zu fragen wagen, ob es gesundheitliche Beeinträchtigungen gibt. Für sie ist Kuhmilch die perfekte Nahrung der Natur. Sie gibt starke Knochen und Zähne und ist eine gute Quelle für Kalzium und Eiweiss.

Außerdem stellt sie eine idyllische Seite des Lebens dar, wo sanfte, grasende Kühe, schwarz und weiß, in sattgrünen Wiesen herumstreifen. Ich weiß das, denn ich bin auf einer Milchfarm aufgewachsen, habe Kühe gemolken und diese grünen Weiden durchquert, dann Getreide gefüttert und Heu für den Winter geerntet. Ich trank die Milch, viel davon, und wir machten oft unsere eigene Eiscreme und Butter.

Zu Beginn meiner Forscherkarriere am Massachusetts Institute of Technology und im Virginia Tech arbeitete ich daran, die Gesundheit durch einen höheren Konsum von Fleisch, Milch und Eiern zu fördern. Ich betrachtete diese tierischen Produkte als “hochwertiges tierisches Eiweiß”. Es war eine selbstverständliche Fortsetzung meines Lebens auf der Farm, und ich war froh zu glauben, dass die amerikanische Diät die beste der Welt war.

Später war ich Campus-Koordinator an der Virginia Tech für ein Projekt auf den Philippinen, das mit unterernährten Kindern arbeitete. Das Hauptziel des Projekts war, sicherzustellen, dass die Kinder so viel Protein wie möglich bekamen.

In diesem Projekt habe ich jedoch etwas ziemlich Ungewöhnliches beobachtet. Kinder, die am meisten Eiweiss assen – und zwar besonders tierisches Eiweiss, waren diejenigen, die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit Leberkrebs bekamen. Ich fing an, andere Berichte aus der ganzen Welt anzusehen, die die Ergebnisse meiner Forschungen auf den Philippinen widerspiegelten.

Obwohl es ketzerisch war zu sagen, dass tierisches Protein nicht gesund sei, begann ich eine gründliche Studie über die Rolle der Ernährung bei der Entstehung von Krebs.

Das Forschungsprojekt gipfelte in einer 20-jährigen Partnerschaft der Cornell University, Oxford University und der Chinesischen Akademie für Präventivmedizin, einer Untersuchung von Krankheiten und Lebensstilfaktoren im ländlichen China und Taiwan. Dieses Projekt, das allgemein als China-Studie bekannt ist, produzierte schließlich mehr als 8’000 statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ernährungsfaktoren und Krankheiten.

Diese Gelegenheit ergab sich aus einer Umfrage der chinesischen Regierung zur Krebssterblichkeit in 2400 chinesischen Landkreisen, die in bestimmten Landkreisen bemerkenswerte Konzentrationen von Krebs feststellte und in anderen weniger. Wir organisierten darauf eine weitere, ungewöhnlich umfassende und einzigartige Studie über Ernährungs- und Lebensgewohnheiten, um möglicherweise Gründe für diese ungewöhnlichen geografischen Konzentrationen von Krebs zu finden. Persönlich interessierte mich die breit angelegte Hypothese, dass tierische und pflanzliche Lebensmittel, die durch ihre Nährwertprofile charakterisiert sind, gegensätzliche Wirkungen auf chronische, sogenannte westliche Krankheiten wie Krebs haben.

Die Ergebnisse dieser gewaltigen Studie haben mich zusammen mit unseren früheren und den Untersuchungen anderer Forscher davon überzeugt, dass die Ernährung mit dem breitesten Spektrum an gesundheitsfördernden Wirkungen aus einer ganzen Reihe von vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln besteht, und diese nur kleine Anteile an hinzugefügtem Fett, Salz, Zucker und stark verarbeiteter Nahrungsmittel enthält. Bemerkenswert war, dass ein relativ geringer Konsum von tierischen Nahrungsmitteln (wie Milchprodukte und Fleisch) im ländlichen China zu biologischen Bedingungen führte, die das Auftreten der chronischen Krankheiten begünstigen, wie sie in westlichen Industrieländern typisch sind.

Dann wurde entdeckt, wie breit diese ernährungsbedingte Wirkung sein könnte. Mein Sohn Tom und ich widmeten uns den Untersuchungen anderer Forscher. Die veröffentlichte Literatur dieser Untersuchungen ist unvorstellbar groß. Darüber hinaus ist die Breite der gesundheitlichen Vorteile einer pflanzlichen Ernährung noch viel größer als unsere eigene Forschung gezeigt hat, und mit ihr die Verringerung des Risikos für weitere Krebsarten, verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes (Typ I und II), mehrere Autoimmunerkrankungen, Osteoporose, psycho-neurale Erkrankungen (z. B. Aufmerksamkeitsstörungen, klinische Depression, Alzheimer, kognitive Dysfunktion), Augenerkrankungen, Nierenerkrankungen, Hauterkrankungen, Fettleibigkeit und mehr.

Wichtig ist, dass tierische Nahrungsmittel als Gruppe wesentlich andere ernährungsphysiologische Eigenschaften aufweisen als pflanzliche Nahrungsmittel, und es sind diese auf der Ebene des Stoffwechsels hoch integrierten Ernährungseigenschaften von pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln, die hauptsächlich für die gegensätzlichen Wirkungen auf Gesundheit und Krankheit verantwortlich sind. Darüber hinaus sind diese Effekte mit unzähligen Lebensmittelchemikalien verbunden, die im gesamten Verbreitungsgebiet dieser Lebensmittel existieren.

Selbstverständlich haben Milchprodukte ernährungsphysiologische Eigenschaften und Krankheitsverbindungen, die mit anderen tierischen Lebensmitteln übereinstimmen. In der Tat scheinen aber Kuhmilch und ihre Produkte sogar noch problematischer zu sein als andere tierische Nahrungsmittel.

Unglücklicherweise scheint die wissenschaftliche Literatur über die Merkmale und Zusammenhänge von Milchprodukten mit Gesundheit und Krankheit vor der Öffentlichkeit stärker versteckt worden zu sein als dies bei anderen tierischen Lebensmitteln der Fall ist. Zum Beispiel hatte die Forschung vor 40-60 Jahren gezeigt, dass Kuhmilchproteine ​​(Casein und Lactalbumin) das Blutcholesterin und seine parallele Bildung von atherosklerotischen Plaques deutlich erhöhten. In jüngerer Zeit haben sich viel mehr Beweise für die gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Kuhmilch angesammelt, und vieles davon wurde in diesem ausgezeichneten Bericht, der zeitgemäß, breit gefächert und in seiner Konsistenz tiefgründig ist, ausführlich besprochen.

Und schließlich benötigen zwei andere Beobachtungen unsere Aufmerksamkeit. Erstens ist es wahrscheinlich, dass die in vielen Studien beobachteten nachteiligen Auswirkungen von Milchprodukten unterschätzt werden, weil sie bei Menschen beobachtet wurden, bei denen der milchähnliche Ernährungseffekt bereits durch andere tierischen Lebensmittel maximiert wurde. Zweitens wird eine ungenaue Messung von Risikofaktoren und Ergebnissen den tatsächlichen Effekt mathematisch abschwächen.

Es ist nicht so, dass diese verschiedenen Wirkungen von Milchprodukten unabhängig voneinander zweifelsfrei bewiesen werden, genauso wenig wie die Verursachung von Lungenkrebs und Herzkrankheiten durch Tabakkonsum unabhängig voneinander  bewiesen wurden. Es ist vielmehr das Gewicht und die Breite der Beweise zusammen mit ihrer biologischen Plausibilität, die die Zuverlässigkeit der Beweise bestimmen sollten. Unter Verwendung dieser Kriterien besteht kein Zweifel, dass diese Beweise für Molkereiprodukte ausreichen, um die von der Industrie und ihren Befürwortern und Apologeten vorgebrachten, ziemlich fadenscheinigen Gesundheitsaussagen für Kuhmilch zumindest in Frage zu stellen.

Ich weiß gut, dass diese Information viele Menschen tief erschüttert, genauso wie es mir passiert ist. Aber irgendwann müssen wir diesen Beobachtungen eine öffentliche Stimme geben und, wenn nötig, einen Diskurs fördern, der offen, transparent und so weit wie möglich frei von kommerziellen Interessen ist.

Dr. T. Colin Campbell
Jacob Gould Schurman Professor Emeritus of Nutritional Biochemistry
Cornell University, Ithaca, NY
April 2006 & Februar 2014

Peace Food: Wie der Verzicht auf Fleisch und Milch Körper und Seele heilt
Dr. med. Ruediger Dahlke, September 2011, ISBN: 978-3-8338-2286-5

VEGAN-KLISCHEE ADE!
Niko Rittenau, September 2018, ISBN 978-3955750961
https://www.nikorittenau.com/vegan-klischee-ade/

»Vegan-Klischee ade!« räumt auf mit den häufigsten Vorurteilen gegenüber der veganen Ernährung. Wissenschaftlich fundiert, aber allgemein verständlich, beantwortet das Buch wichtige Fragen zur Versorgung mit essentiellen Nährstoffen wie Protein, Eisen, Calcium, B12, Omega 3 und weiteren. Bei richtiger Auswahl und Zubereitung der Lebensmittel kann eine vegane Ernährung gesundheitsförderlich und effektiv in der Prävention chronisch-degenerativer Erkrankungen sein – und dieser Ratgeber zeigt worauf es dabei ankommt. Es wird erläutert, warum manche Ernährungsgesellschaften eine vegane Ernährung für alle Altersgruppen empfehlen, während andere davon abraten.

Das Buch erklärt praxisnah, wie man sich mit den vielfältigen pflanzlichen Lebensmitteln im Alltag bedarfsdeckend vegan ernährt. Klischees werden objektiv auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft und, wo nötig, widerlegt. Enthält Soja wirklich Östrogene, die Männer verweiblichen und Brustkrebs bei Frauen begünstigen? Ist zu viel Fruchtzucker durch Obst schädlich und machen kalorienreiche Nüsse dick? Schadet Gluten im Getreide und was hat es mit den angeblich toxischen Antinährstoffen in Hülsenfrüchten auf sich? All diese und viele weitere Vorurteile werden basierend auf der aktuellen Studienlage objektiv und undogmatisch erläutert. »Vegan Klischee ade!« klärt ernährungswissenschaftlich Interessierte über viele Mythen rund um die vegane Ernährung auf, bietet aber auch vegan lebenden Menschen neue Erkenntnisse.